David Fesl
Vanessa Joan Müller
David Fesls skulpturale Preziosen tragen Spuren seines Alltags in sich, die die verwendeten Dinge zu abstrakten Biographiepartikeln werden lassen. Seine präzisen Zusammenstellungen unterschiedlichster Dinge der Natur und des Alltags konzentrieren sich auf das kleine Format, finden in ihrer austarierten Komposition auf abstrakter Ebene aber durchaus zu monumentaler Größe.
Wie ein Juwelier verbindet Fesl Organisches und Anorganisches, Fundstücke und Artefakte – Muschel und Haargummi, Pfirsichkern und Ohrring, Zwiebelschale und Schraube – in einer Art, die radikal Gegensätzliches auf eine surreale, gleichwohl harmonische Weise zueinanderfinden lässt, bis gleichsam eine neue Morphologie entsteht. In diesen raffinierten Objektkonfigurationen durchläuft jedes Einzelteil scheinbar eine Metamorphose, bei der eine Komponente prägnant hervortritt: eine Form, eine Farbe, eine Textur. Wenige Alltagsgegenstände behalten ihre zeichenhafte Aufladung und erkennbare Funktionalität. Es sind die von einem Ding ausgelösten Assoziationen und sein narratives Potenzial, die es zum Teil eines größeren Ganzen werden lassen. In den fragilen, manchmal fast ephemeren Werken überwiegt denn auch der Eindruck einer genau durch dieses Zusammenspiel sinnhaften Konstellation.
Die sanfte Erotisierung, die diese Werke kennzeichnet, verweist auf einen Raum jenseits fester Zuschreibungen: Konnotationen bleiben variabel, Dinge können maskulin und feminin zugleich erscheinen. David Fesl befreit das, was er sucht und findet, von vorgefertigten Ideen und macht es zur abstrakten, enigmatischen Form, die auf eine fast malerische Weise anderen Formen begegnet, sich an sie schmiegt oder mit ihnen fusioniert. Seine skulpturalen Kompositionen setzen die Bedeutung dessen, was sie ausmacht, frei und verwandeln es. In ihrer Amalgamierung, der auch eine große Handwerklichkeit innewohnt, entsteht etwas faszinierend Neues, das sich in seiner poetischen Bildsprache außerhalb konventioneller Kategorisierung situiert. Das dezidiert weiße Umfeld, welches den Rahmen bildet, fügt dieser Sprache eine institutionskritische Komponente hinzu.
– Müller, Vanessa Joan. Paris: Paris Internationale, 2021 (Ausstellungstext).